Filter

28. Juni 2019

Geschichte und Geschichten rund um den Apfel

Lange Zeit war der Apfel ein Symbol für Reichtum, Verführung und Macht. Kein Wunder also, dass der Apfel in vielen Geschichten eine entscheidende Rolle spielt: als paradiesisches Gewächs, als Preis für die schönste Frau, als Zankapfel, als lebensraubender Giftapfel der Märchen oder Unsterblichkeit verleihender Goldapfel aus der griechischen oder nordischen Mythologie.

Spuren in der Geschichte

Die Karriere des Apfels ist insofern interessant, da der Apfel keine heimische Frucht ist, denn er war ursprünglich in Zentral- und Westasien beheimatet. Um 10.000 vor Christus wuchsen auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan Äpfel, die auch der Hauptstadt ihren Namen gaben: „Alma-Ata“ (heute Almaty), heißt übersetzt „Großvater des Apfels“. Dieser asiatische Holzapfel war recht klein und holzig, hatte viele Kerne und schmeckte sehr sauer. Über die alten Handelsstraßen gelangte er schon in der Antike in den Schwarzmeerraum und wurde dort von Griechen und Römern kultiviert: Der süße Apfel, den wir heute kennen, entwickelte sich so im Laufe der Zeit. Bei den Griechen war die kultivierte Frucht ausgesprochen teuer und galt als Aphrodisiakum. Wollte ein Grieche sich verloben, so warf er seiner Angebeteten angeblich einen Apfel zu. Wenn sie ihn auffing, war die Antwort positiv. Auch in der Hochzeitsnacht sollten Braut und Bräutigam sich einen Apfel teilen. Von Italien aus gelangte der Apfel mit den Feldzügen der Römer etwa um 100 vor Christus nach Nordeuropa und erreichte dort auch bei den Kelten und Germanen schnell mystischen Status. Für die Kelten war der Apfel ein Symbol für Tod und Wiedergeburt, bei den Germanen wachte die Göttin Iduna über goldene Äpfel, die Unsterblichkeit verleihen konnten. Im ersten Jahrhundert nach Christus wurden bereits im gesamten Rheintal Äpfel kultiviert, dennoch blieb die Frucht bis in die Neuzeit hinein ein Luxusobjekt und galt als Herrschaftssymbol. Der "Reichsapfel" gehörte zu den Insignien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, er symbolisierte die Weltenkugel und wurde bei der Krönungszeremonie vom Herrscher in der linken Hand gehalten.

Mythen und Märchen

Der wohl bekannteste Apfel ist die verbotene Frucht, die Eva im Paradies vom Baum der Erkenntnis pflückt. Adam und Eva essen von der Frucht und müssen daraufhin das Paradies verlassen. Wahrscheinlich bekam der Apfel deshalb den lateinischen Namen „Malus“ (übersetzt „das Böse“). Die Kelten nannten ihr Paradies „Avalon“, was übersetzt „Apfelland“ heißt. Als König Arthus schwer verletzt war, soll er nach Avalon gereist sein, um dort von seinen Wunden geheilt zu werden. Schneewittchen bekommt im Märchen von ihrer bösen Stiefmutter einen vergifteten Apfel gereicht. Als sie von ihm isst, fällt sie „tot“ um. Als der Königssohn Schneewittchen in ihrem Sarg davontragen lässt, stolpert einer der Diener und der Apfel, der in Schneewittchens Luftröhre feststeckt, wird herausgeschleudert und Schneewittchen erwacht wieder zum Leben. Auch die Geschichte des heiligen Nikolaus ist eng mit dem Apfel verknüpft. Er wird oft mit drei goldenen Äpfeln dargestellt, weil er der Legende nach jedes Jahr zur Weihnachtszeit dick vermummt durch Myra zog und vergoldete Äpfel und Nüsse vor die Hütten der Armen legte. In vielen deutschen Regionen war es früher üblich, an Heiligabend einen Apfel zu essen. Dieser sollte im kommenden Jahr Glück bringen. In Westfalen war es Brauch Äpfel zu verschenken, die sofort verzehrt werden mussten: So ließ sich Reichtum für das nächste Jahr erzielen.

Die Entdeckung der Schwerkraft

Der englische Physiker, Astronom und Philosoph Isaac Newton, ist auf das allgemeine Gesetz der Schwerkraft gestoßen, als ihm während eines Mittagsschläfchens unter einem Apfelbaum eine der Früchte auf den Kopf fiel - so berichtete es zumindest Henry Pemberton in seiner 1728 erschienenen Newton-Biographie. Ob die Geschichte nun stimmt oder nicht, sie ist ausgesprochen einprägsam und plastisch genug, um die Wirkung der Schwerkraft deutlich zu machen.

Der „Große Apfel“

Der wohl größte Apfel der Welt liegt in den USA am Hudson River: „Big Apple“ New York. Diese eigentlich sonderbare Bezeichnung für eine Stadt geht auf das 1909 veröffentlichte Buch „Der Reisende in New York“ von Edward S. Martin zurück, worin es heißt, dass der Rest der Vereinigten Staaten „gerne denkt, dass der Big Apple einen unausgewogenen Anteil des nationalen Saftes bekommt“, also mehr Geld als andere Städte. Der Name wurde zudem bis in die 50er Jahre über die Pferderennszene und den New Yorker Jazz verbreitet, bis er schließlich in den 70er Jahren zum offiziellen Beinamen der Stadt erklärt wurde.

Apple-Computer

Wie der knackige Firmenname des Computerherstellers „Apple“ entstand, weiß heute niemand mehr mit Sicherheit zu sagen. Aus Verehrung für die Beatles, die 1968 ihr Plattenlabel Apple Records gegründet hatten? Weil die Firmengründer Steve Jobs und Steve Wozniak sich vorgenommen hatten, im Telefonbuch vor ihrem ehemaligen Arbeitgeber Atari zu stehen? Oder schlicht, weil Steve Jobs’ Lieblingsfrucht zur Zeit der Namensfindung Macintosh-Äpfel waren und niemandem ein besserer Name einfiel? Es gibt viele Theorien. Sicher ist nur, am Ende kam „Apple“ dabei heraus. Der Designer Rob Janoff erdachte 1979 das Logo, den bekannten angebissenen Apfel. Der Biss aus dem Apfel (englisch: bite), war eine Anspielung auf die Maßeinheit der Computertechnik „Byte“ und sollte Wissenszuwachs symbolisieren: einen Biss vom Baum der Erkenntnis. Bis heute dient der Apfel in farblich wechselnden Varianten als Logo des amerikanischen Computerherstellers.

Apfel im Hals

Die verbotene Frucht des Paradieses wird in der Bibel nicht namentlich bezeichnet. Erst spätere Deutungen haben aus der Frucht der Erkenntnis einen Apfel gemacht. Adam soll einen Bissen der verbotenen Frucht im Hals stecken geblieben sein: daher der Adamsapfel. Medizinisch betrachtet ist der Adamsapfel ein Schildknorpel, der größte vorspringende Knorpel des Kehlkopfes. Er ist nur bei Männern sichtbar, weil sich bei ihnen in der Pubertät der Kehlkopf vergrößert und eine tiefere Stimme erzeugt.

Rund um den Apfel ranken sich viele Geschichten, Mythen und Legenden – ein Zeichen dafür, dass der Apfel im Bewusstsein der Menschen seit jeher eine wichtige Rolle spielte und sich die Menschen seiner besonderen Wirkung bewusst waren.

Quelle: www.planet-wissen.de Bild: © epd-bild / akg-images

Diesen Beitrag teilen:
lg md sm xs